Mittwoch, 19. Juni 2013

Digital Divide per Suchalgorythmus

Der Tagesspiegel hat in seiner Printausgabe vom 15.6.2013 einen interessanten Artikel zu neuen Ansätzen der Preisgestaltung im Internet berichtet. Basierend auf der Auswertung von Userprofilen, Suchverhalten und darauf aufbauend soziodemographische Schlussfolgerungen, prüfen Onlinehändler angeblich die Einführung individueller Preise. Wer wohlhabend ist, bekommt andere Produkte und Preise angezeigt als vermeindlich ärmere Kunden.

Andere Artikel, z.B. bei heise oder bei businessweek, gehen diesem Phänomen unter der Bezeichung Weblining nach. Die Praxis, in den USA der 30er Jahre als Redlining für die Benachteiligung für Bewohner aus sozal schwächeren bezirken beschrieben, ist zwar nicht neu, mithilfe der umfangreichen sozioökonomischen und persönlichen Daten aus sozialen Netzwerken und Suchhistorien aber mit ganz neuen Konsequenzen zu nutzen. Digitale Spaltung würde dann heißen, dass die existierenedn sozialen Grenzen und Benachteiligungen auf das Netz übetrtagen und weiter verstärkt würden.

Auch Suchergebnisse hängen schon heute von der Suchhistorie ab. Je nachdem, was mich bislang interessierte, wird mir auch die neue Auswahl an Fundstellen vorkonfiguriert. Damit erhöht sich zwar die Chance, dass meine "Suchanfrage" vor dem Hintegrund meiner bnsherigen Suchhistorien besser gedeutet wird und die Ergebnisse häufig präziser sind, gleichzeitig werden so aber auch Pfadabhängigkeiten geschaffen und Tunnelblicke erzeugt.

Noch kann man die personalisierte Suche ausschalten. Ob das auch für die "personalisierte" Onlinepreisbildung gilt?

P.S. Anlässlich der aktuellen Diskussion um staatliches Ausspionieren (PRISM und ähnliches) gibt es natürlich manigfache Querbezüge. Die Technik des Datenzugangs mag unterschiedlich sein, die Herausforderung bei der Datenanalyse - die Erstellung des Nutzerprofils und die Voraussage seines weiteren handelns - sind vergleichbar.

P.P.S. Im Zusammenhang mit den Pfadabhängigkeiten von Suchanfragen sollte der Hinweis auf Eli Pariser und seine "filter bubbles" nicht fehlen, die er im TED TALK und auf einer eigenen Webseite zu seinem Buch anschaulich dargestellt hat. Lesenswert auch ein Interview mit ihm in der Süddeutschen.

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