Sonntag, 15. Dezember 2013

Innovationspolitik 2014


Das Jahr neigt sich dem Ende zu, in Berlin haben die Partner der großen Koalition die Posten verteilt. Zeit für einen mutigen Ausblick, was das Jahr 2014 für die Innovationspolitik bringen wird. Drei große Trends scheinen mir recht wahrscheinlich zu sein: die Innovationspolitik wird europäischer, internationaler und digitaler.

Im Dezember sind die finalen Entscheidungen für das große neue Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der EU gefallen. Das Budget wurde deutlich aufgestockt, der Fokus auf die Wirtschaft erweitert. Schon heute sind deutsche Unternehmen und Forschungseinrichtungen sehr erfolgreich in Brüssel, dieser Erfolg dürfte sich eher noch verstärken und der Druck daheim zunehmen, Forschungsprojekte mit europäischem Geld zu finanzieren. Die große Koalition hat sich zum 3%-Ziel bekannt, welches Deutschland aber schon jetzt erreicht hat. Vor diesem Hintergrund wird ein weiterer Anstieg des nationalen Forschungsbudgets nur schwer gegenüber den Haushältern durchzusetzen sein, eine alternative Finanzierung durch Brüssel also attraktiver. Auf der anderen Seite sind viele Wettbewerber um die Forschungsförderung in Europa zurzeit durch die Krise geschwächt. Einige Länder haben ihre Forschungsausgaben eher zurückgefahren und damit ihr Forschungs- und Innovationssystem nachhaltig geschwächt. Das letzte Innovation Union Scoreboard machte diesen Trend schon deutlich. Und zu guter Letzt wird die Strukturförderung jetzt auch stärker auch Innovation ausgerichtet, der schon heute zu etwa 1/4 auf Innovationspolitik ausgerichtet ist. 

Die internationale Ausrichtung deutscher Innovationsakteure wird sich aber nicht nur auf den engeren europäischen Raum beschränken. Wertschöpfungsketten und Forschungsvorhaben werden zunehmend in globalen Netzwerken realisiert. Bislang zeigt sich Deutschland in vielen Indikatoren als ausgesprochen national, aber diese Selbstbezogenheit könnte sich jetzt mit mehr Dynamik ändern. Der weltweite Trend hin zu internationalen Ko-Publikationen, der ein guter Indikator für eine wachsende internationale Arbeitsteilung der Forschung ist, wird auch für Deutschland weiter ansteigen. Auch ausländische Direktinvestitionen werden weiter ansteigen, interessant wird sein, wie z,B. Partnern aus China verstärkt in deutsche Forschung investieren. Schließlich wird auch der Trend anhalten, dass Deutschland sich weiter öffnet für ausländische Akademiker, die dann auch in Deutschland bleiben. Die akademischen "Flüchtlinge" der Wirtschaftskrise Südeuropas, aber auch die wachsende Zahl asiatischer Studierender sind wohl ein erster Anzeichen.

Schließlich wird auch die flächendeckende Digitalisierung aller Prozess der deutschen Innovationslandschaft diese ziemlich umkrempeln. Open Access und Open Science werden durch die neue Regierung in Berlin weiter gefördert, Crowdsourcing und Crowdfunding wird die Umsetzung innovativer Ideen in Produkte stärken. In Horizont 2020 wird Open Access für geförderte Forschung verpflichten sein, die Bundesregierung plant laut Koalitionsvertrag eine nationale Strategie und ein entsprechendes Förderprogramm. Forscher vernetzen sich zunehmend über Portale wie ResearchGate. Industrie 4.0 ist ebenfalls ein Thema des Koalitionsvertrags und damit auch der nächsten Legislaturperiode ein Schwerpunkt der Innovationspolitik.

P.S. Als Lesetip für den Jahresauftakt hier noch der Links zu NESTAs Vorhersagen für 2014, einschließlich eines selbstkritischen Kommentars zur Treffsicherheit der letztjährigen Vorhersagen... 

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