Sonntag, 4. Mai 2014

Technologie, Reichtum und Ungleichheit

In San Francisco werden die wohlhabenden Google-Mitarbeiter neuerdings schief angesehen oder gar angegriffen, weil der Wohlstand der Technologiekonzernleute als Gefahr für die alteingesessenen, weniger Wohlhabenden (oder auch die Rentner von morgen) gesehen wird. In Deutschland würde man das wohl Gentrifizierung nennen, auch wenn die steigenden Preise im Prenzlauer Berg noch nicht auf die wachsende Startup-Kultur Berlins zurückzuführen sind...
Das Thema Technologie und wachsende Ungleichheit gewinnt an Fahrt. Die OECD, die sich seit Jahren systematisch mit dem Thema beschäftigt,  hat in einem Blogbeitrag kürzlich noch einmal darauf hingewiesen, dass sich die Schere zwischen den Superreichen und dem Rest der Gesellschaft Stück für Stück öffnet. Und während bislang auch die OECD davon ausgeht, dass ein Gutteil des enormen Reichtums erst einmal in der ein oder anderen Form "erarbeitet" wurde, wird sich dieser Reichtum mittelfristig eher durch Erben und Reinvestieren vermehren. Thomas Pikkety hat in seinem neuen Buch beschrieben, dass der Rentenkapitalismus langfristig über produktives Wachstum siegt, dass also die Zinsen auf Kapitalinvestitionen deutlich höher als das langjährige durchschnittliche Wachstum liegen.
Ein anderes Buch, dass schon im letzten Jahr erschienen ist ("Die Supperreichen" von Chrystia Freeland - hier ein Fernsehbeitrag zum Buch, schöne und kritische Rezension hier), beschreibt sehr schön, wie neben Globalisierungs- und Privatisierungsgewinnern (z.B. den Oligarchen in Russland) auch die Technologiegründer aus Silicon Valley und andernorts zu geradezu sagenhaftem Reichtum gekommen sind. Unsere moderne Wirtschaft scheint immer stärker dazu zu neigen, nach dem Prinzip "the winner takes it all" die Besten bzw. Erfolgreichsten besonders zu belohnen, und in einer stark auf Gründer ausgerichteten Volkswirtschaft sind das durchaus die erfolgreichen Technologieunternehmer.
Die von mir schon öfter zitierten Brynjolfsson und McAfee haben das Auseinanderdriften der Gesellschaft durch den technologischen Wandel, der die bislang dominante Mittelschicht immer weiter ausölt, in ihrem jüngsten Buch "The second Machine Age" schön beschrieben. Ob dagegen tatsächlich eine stetige Qualifizierung der Gesellschaft allein hilft, ist nicht ausgemacht.

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