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Mittwoch, 28. Oktober 2015

Soziale Innovationen und Flüchtlinge

Wenn wir eines fernen Tages auf den Sommer 2015 zurückblicken werden, dann wird dieser Sommer vermutlich der Sommer der Flüchtlinge heißen. Das ist das zentrale  Ereignis, welches Deutschland nachhaltigst verändern wird.
Eine Reihe von Fragen sind heute noch offen. Wird die neue Zuwanderung die Wende in der demografischen Entwicklung Deutschlands bringen? Wird die Fachkräftelücke geschlossen? Folgt auf die Flüchtlingswelle eine Gründungswelle? Lassen sich die vielen Menschen aus anderen Regionen der Welt hier relativ konfliktfrei integrieren? Wie wird sich die Kultur in Deutschland durch diese Menschen verändern?
Auf all diese Fragen habe ich natürlich auch keine Antwort. Spannend finde ich die aktuelle Entwicklung aber auch aus einem anderen Grund. In diesem Thema wird deutlicher als sonst, wie Technologie soziale Entwicklungen beeinflussen kann oder auch könnte.
Das ganze fängt schon an mit der Rolle von Smartphones, die in einer ganzen Reihe von Artikeln herausgegeben wurde. Sascha Lobo schlug auf Spiegel Online einen etwas abenteuerlichen Bogen von Flüchtlingen, die Smartphones zur Orientierung nutzen, hin zu technikfeindlichen Deutschen. Und die Zeit bekräftigt jüngst: Natürlich brauchen Flüchtlinge Handys. Zur Orientierung, als Übersetzungshilfe, mit einer Lernapp zum Deutschlernen, zur Suche der richtigen Himmelsrichtung für das Gebet, und so weiter und so fort. Das Smartphone ist zum Zauberkasten geworden. Es ist das ultimative Werkzeug, um sich in einer fremden Welt zu orientieren.
Und es ist sehr anpassungsfähig. Neue Apps  werden für neue Situationen entwickelt, und das geht heute sehr schnell. In Dresden wurde eine Willkommens-App entwickelt, die mittlerweile auch in anderen Städten aufgegriffen wird. Und für Helfer gibt es eine App, die zeigt, wo welche Dinge noch gebraucht werden.
Ich habe selbst kürzlich gemerkt, wie hilfreich ein Handy zur Kommunikation ist. Mit syrischen Flüchtlingen hier in Pankow, die nur Arabisch sprachen, konnte ich mich unter Nutzung von Google Translate zumindest einigermaßen unterhalten.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat angekündigt, eine Sprachapp zum Deutschlernen in Auftrag zu geben. Und Norwegen hat die Entwicklung einer App angekündigt, die Flüchtlingskindern das Lesen lernen erleichtern soll.
Hier wird echter kreativer Geist freigesetzt, der zu echten Innovationen für die Gesellschaft, zu sozialen Innovationen im besten Sinne führt. Erste Preise sind für die besten Ideen ausgelobt worden. Ich habe jetzt ein wenig besser verstanden, wie unmittelbar soziale Innovationen im Sinne technologischer Innovationen für die Gesellschaft wirken können.

P.S.: hier ein neuer Spiegel-Artikel mit einer ganzen Reihe von guten Beispielen von einem Refugee-Hackathon in Berlin

P.P.S.: Wenn man erstmal darauf achtet, sieht man immer mehr spannende Beispiele, wie z. B. die Kiron Universität Berlin, die das Potenzial der bereits existierenden Online Kurse von Universitäten,  also der MOOCS, für Flüchtlinge öffnen möchte. Oder das Startup-Boat, von dem der Tagesspiegel am Wochenende berichtete.

P.P.P.S. die Artikelserien reißen nicht ab, wie auch folgendes Beispiele hier
 zeigt

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