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Montag, 1. Februar 2016

Randomized Controlled Trials

Aktuell jährt sich die Einführung des Mindestlohns in Deutschland, und damit auch erste Bilanzen, ob hier Jobs flöten gegangen sind oder nicht. Entgegen mancher Unkenrufe wohl nicht, im Gegenteil wurden nicht wenige Minijobs in richtige Beschäftigungsverhältnisse umgewandelt. Vor einem Jahr war die Aufregung noch groß, und so mancher Ökonom war sich sicher, dass der Mindestlohn der große Jobkiller würde. Jetzt wird sich rausgeredet, zum Beispiel mit der guten Konjunktur. Aber auch für die weitere Entwicklung gehen die Meinungen auseinander. Letztlich kann keiner genau sagen, wo die kritische Grenze liegt, wie hoch der Mindestlohn steigen darf. Man muss es halt ausprobieren, so wie auch der Mindestlohn selbst ein großes Experiment war. (Ähnlich wilde Spekulationen gibt es übrigens zu den Kosten der Flüchtlingskrise.)

Als ich diese Artikel las, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Daher kommt also die Begeisterung der Arbeitsmarkt- und Sozialforscher für randomized controlled trials  (rct), die jetzt auch in die Innovationspolitik ausstrahlen. Gerade erst hatte ich im Januar einen Workshop für TAFTIE, das europäische Netzwerk der Innovationsagenturen (oder Projektträger) moderiert. Es war zwar nur einer von vielen Beiträgen, aber der Vortrag vom Innovation Growth Lab aus UK wurde deutlich am längsten diskutiert. Mir wurde erneut deutlich, dass sich rct vor allem für neue Maßnahmen eignet, um kontrolliert, z.B im Rahmen eines Piloten zu klären, wie eine neue Politikintervention eigentlich wirkt.

Darum werden rct auch in der Arbeitsmarktpolitik so gerne genutzt. Weil man eben nicht weiß, ob und wie neue Ansätze wirken. Und das ist in der Innovationspolitik meist anders. Da sind die meisten Instrumente gut bekannt und gut beforscht. Ein bisschen mehr Lust zum Experimentieren würde der Innovationspolitik zwar manchmal ganz gut tun, für das aktuelle Instrumentarium wäre eine Sammlung aller bereits vorliegenden Erkenntnisse und ganz neue Forschungsdesigns wichtiger als das  Abkupfern von Evaluationsdesigns aus der Arbeitsmarktpolitik, die meist nicht wirklich passen. 

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